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urban structures / urban signs

Acryl/KArton
40cm x 50cm

Die Arbeit „Urban Structures/Urban Signs“ richtet einen Blick auf die Fassaden und die Zeichenhaftigkeit der sozialistischen und postsozialistischen Stadt. Hier sind es die architektonischen Strukturen bzw. „urban patterns“Zeichen und Logos unterschiedlichster Epochen in Hinblick auf das sozialistische Erbe, die den Eindruck des postsozialistischen Raums der Gegenwart prägen und ihn von einer westlich konnotierten Stadtplanung unterscheiden. Mit Acryl auf Karton werden urbane Zeichensetzungen anhand spezifischer Symbole gelesen. Die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Sowjetmoderne, die bis in den asiatischen Raum reicht und am Beispiel von Tashkent aufgegriffen wird, bezieht sich auch dort auf die in den 1960er Jahren errichteten Sowjet-Plattenbauten. Eine Besonderheit bildet hier jedoch der bereits angedeutete Sowjetorientalismus, der eine Verzierung der Plattenbaufassaden mit gewaltigen Betonfertigteilornamenten vorsah und in formaler Hinsicht an die traditionelle Sowjetmoderne im Kontext der Textilornamentkultur Usbekistans anschließt. „Unlike classic Modernism, which strove, on the one hand, to cleanse art and architecture of all external references and, on the other, to create a universal spatial environment for an emancipated society, this ‘modernism of the periphery’ was unable to abstract itself from ‘the ancient Orient’ as an external point of reference“2 . In dieser Arbeit setzt Ressi die ortsspezifischen „Urban Structures“ mit den neuen, nach 1989 auftauchenden kapitalistischen Zeichen und Logos eines globalen Branding in Beziehung. Die einstige Ornamentik taucht hier in einer pastellen Mustergebung auf, die nicht nur von Markennamen wie Ray-Ban oder Nescafé in ihrer Geometrie unterbrochen wird, sondern auch von Firmensymbolen, die bar jeglichen Textes auskommen. Der verblichene Charakter dieser Sujets rekurriert auf die intensive Sonneneinstrahlung, die Branding Maßnahmen schnell wieder verblassen lässt und dem Kapitalismus insofern in die Hände spielt, als Firmen dadurch gezwungen werden, diese Symbole konstant zu erneuern. Bei der Präsentation dieser Arbeiten weicht Ressi von der klassischen Anordnung an der Wand ab und versucht dem architektonischen Gefüge entsprechend diese je achtteilig in einer potemkinschen Modellplattenbau Konstruktion als Skulpturen in den Raum zu setzen. Die Arbeit „Urban Structures/Urban Signs“ wurde 2017 hinsichtlich der in einem europäischen Kontext realisierten postsozialistischen Architektur fortgesetzt. Hier versucht die Künstlerin die sozialistische Formensprache jener „brutalistischen“ Architektur aufzugreifen, für die heute teilweise Denkmalschutz eingefordert wird und ergründet, wie mehr als 25 Jahre nach dem Mauerfall das Branding multinationaler Konzerne zunehmend einsetzt und auch digitale Plattformen mit ihren Logos in den öffentlichen Raum eingreifen.

aus: Walter Seidl "Zur Verfassheit postsozialistischer Landschaften"

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